Die Bewegung des Begriffs bei Hegel

Hegel

 

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Der Begriff in der Phänomenologie des Bewusstseins

Der Begriff ist die Arbeit der Vermittlung seiner mit seinem Andern im Dasein - der Substantialität - des gegenständlichen oder natürlichen Bewusstseins. Dabei geht das Einzelne aus seiner Besonderheit ins Allgemeine über und das Allgemeine wird dem Einzelnen ein Konkretes und Realisiertes. Ein bestimmtes natürliches Bewusstsein ist durch seine spezifische Art der Vermittlung gekennzeichnet und durch das, was es dabei als Wesen (als Wahres) ansieht. Es macht darin seine negative Erfahrung, die zu einer neuen Form des natürlichen Bewusstseins führt. Die Übergänge von einer natürlichen Form zu einer andern stellen die Entwicklung des Begriffs im erscheinenden Bewusstsein (Wissen) dar. Sie werden vom Philosophen begleitet, der die einhergehende Erfahrung des Bewusstseins auswertet und dabei die Formen gemäss Fortarbeit der begrifflichen Vermittlung in ihrer notwendigen Reihenfolge erfasst und darstellt. Die Fortarbeit ist das Offenlegen des Begriffs des Geistes, seines Wissens um sich, seines Logos, der in der Substantialität des Bewusstseins nur erst an sich ist und durch die Fortarbeit für es werden muss.

 

Die sinnliche Gewissheit oder das Bewusstsein in seiner Unmittelbarkeit  

Die Wahrheit liegt im unmittelbaren sinnlichen Gegenstand
                                                                                                                                                                                                                 Dem zuerst erscheinenden Bewusstsein, das in der Unmittelbarkeit die Wahrheit sucht (denn jede Vermittlung ist schon ein eigenes Hinzutun und damit der Unwahrheit ausgesetzt), ist der einzelne Gegenstand das Wesen (naiver Realismus). Tatsächlich muss es jedoch bei seinen Versuchen einer Bestimmung des Gegenstandes die Einzelheit negieren und sein Wesen ist jetzt die abstrakte Allgemeinheit des Gedankens (dieses als hier, jetzt), dem gegenüber das ursprüngliche Meinen eines Einzelnen stehen bleibt. Die Vermittlung von Einzelnem und Allgemeinen ist somit reine Negation oder Abstraktion, ohne dass es zu einer eigentlichen inhaltlichen Vermittlung kommt.

Die Wahrheit liegt im unmittelbaren sinnlichen Ich 
In dieser sprachlichen Abstraktion wird das Bewusstsein auf sich selbst zurückgeworfen und um die Gewissheit der Unmittelbarkeit von einzelnem Sein aufrecht zu erhalten, nimmt es nun nicht mehr den Gegenstand als das Wesen, sondern das einzelne Ich des Bewusstseins, das den Gegenstand unmittelbar in sich erfasst (naiver Idealismus). Doch auch das Ich ist nur ein allgemeines Dieses, d.h. Sein, Gedanke, in welchem die einzelnen konkreten Ich negiert sind. Auch diese Unmittelbarkeit ist somit schon Vermittlung, bleibt jedoch als solche total abstrakt, da die sinnliche Gewissheit den Gegensatz von Einzelnem und Allgemeinen nicht inhaltlich vermitteln kann, sondern sie aus seinem postulierten Erkenntnisprinzip (wahr ist das unmittelbare Einzelne) heraus nebeneinander stehen lassen muss. 

Naiver Realismus versus naiver Idealismus                                                                                                                                                                                                                                               Naiver Realismus und naiver Idealismus laufen deshalb auf ein und dasselbe heraus – auf einen Gegensatz von Einzelnem (Beispiel) und Allgemeinen, von Unmittelbarkeit und Vermittlung, die nicht wahrhaft (konkret) vermittelt werden können. Das Ergebnis ist Bestimmungslosigkeit des Anfangs, der jedoch dem Gegenstand und Ich des Bewusstseins gleiches Recht für den Bestimmungs- oder Wissensprozess lässt. Keiner der beiden Seiten des Wissens wird von allem Anfang an eine Priorität eingeräumt. Es ist der Prozess ihrer gegenseitigen Beziehung, der Wissen und Wahrheit hervorbringt. Damit ist die Darstellung des Wissensprozesses sowohl von der Einseitigkeit der Abhängigkeit des Wissens vom vorgegebenen Gegenstand (vor-kantische Metaphysik) als auch von der Einseitigkeit der nur formalen Freiheit der Setzung durch das Ich (Fichte) befreit. Ontologie und Epistemologie sind nicht mehr getrennte Wege zur Wahrheit, sondern beschreiten diesen Weg in ihrem systematischen Zusammengehen.

Erstes Fazit

Das unmittelbare Bewusstsein verwickelt sich bei seiner Bestimmung des Wesens in einen unlösbaren Widerspruch und ist deshalb in ein ständiges Hin- und Hergehen zwischen den beiden Behauptungen (unmittelbares Einzelnes als Gegenstand oder Ich  – abstrakt Allgemeines als dieses, hier und jetzt) über das, was das Wesen ist, verwickelt. Es ist so in seiner Abstraktion schon wesentlich vermittelt, ohne dabei eine Bestimmung des Gegenstandes selbst geben zu können, wozu eine inhaltliche Vermittlung erforderlich wäre, d.h. ein Eingehen auf den Gegenstand als allgemeiner. Dies bewerkstelligt erst die Wahrnehmung.

Die Wahrheit der sinnlichen Gewissheit liegt im Werden des räumlich- zeitlichen Kontinuums
Nimmt sich die sinnliche Gewissheit als unmittelbare (sinnliche) Anschauung und lässt sich nicht auf den obigen Gedankengang der Abstraktion und des ständigen Hin und Her der Wesensbehauptung ein, dann wird sie zu einem reinen Werden, das gleichfalls ohne inhaltliche Bestimmtheit des Wesens des Gegenstandes bleibt, da sein Zeigen auf ihn das unmittelbare Sein immer schon zu einem Gewesenen (Nicht-Sein, Unwesentlichen) macht, das kein Sein mehr ist und deshalb aufgehoben werden muss, um wieder unmittelbares positives Sein zu werden. Auch hier ist eine Vermittlung erforderlich, diesmal aus dem Widerspruch zwischen unmittelbarem Sein und Gewesensein heraus: Die unmittelbare sinnliche Anschauung, die das Wesen des Gegenstandes erfassen soll, ist entgegen ihrer Behauptung eine Vermittlung im abstrakten Gedanken der Zeit. Entsprechend gilt dies auch für das Zeigen auf das räumliche Hier, "das in der Tat nicht dieses Hier ist, sondern ein Vorn und Hinten, ein Oben und Unten, ein Rechts und links" (TWA 3/89). Darin liegt die Erfahrung des Bewusstseins der sinnlichen Gewissheit.  

Übergang ins Bewusstsein der Wahrnehmung

Erst wenn das Hier und Jetzt vom Bewusstsein als viele Hier und Jetzt in der Einheit des Hier und Jetzt wahrgenommen wird, d.h. das Wesen des Gegenstandes als allgemeines (nicht mehr als einzelnes) betrachtet wird, kann eine echte Vermittlung von Einzelnem und Allgemeinen, von Wesentlichem und Unwesentlichem, von Identität und Unterschied stattfinden. Der Übergang dazu vom Bewusstsein der sinnlichen Gewissheit zum Bewusstsein der Wahrnehmung ist ein logisch notwendiger, allerdings nur aus unserer Sicht, aus Sicht des Philosophen. Das natürliche Bewusstsein, das sich der sinnlichen Gewissheit als absolute verschrieben hat, kann diesen Übergang selber nicht leisten und das natürliche Bewusstsein der Wahrnehmung als neues Absolutes weiss nicht, woraus es entstanden ist. Es hat nun zu zeigen, wie es aus dieser sich logisch notwendig ergebenden neuen Bewusstseinssituation heraus das Wesen des Gegenstandes bestimmt.  

Das unmittelbare sinnliche Bewusstsein bleibt in den Abstraktionen von Raum und Zeit verhaftet und muss das Einzelne als sein Wesen ständig darin negieren, ohne es positiv bestimmen zu können. Es muss deshalb in die Bestimmtheit (Dasein) übergehen unter Aufopferung seines Anspruchs auf unmittelbares Erfassen des Ganzen des Gegenstandes. Es nimmt wahr und vermittelt dabei das, was es sinnlich erfasst, ins Allgemeine, das nun das Wesen des Gegenstandes sein soll.

 

Die Wahrnehmung oder das sinnliche Bewusstsein in seinen inhaltlichen Vermittlungsversuchen 

Das sinnliche Bewusstsein der Wahrnehmung setzt die Trennung zwischen dem Ich als Entfaltung und Unterscheidung der Momente des Gegenstandes einerseits, und dem Gegenstand selbst als Einheit dieser Momente andererseits, voraus. Die beiden Seiten fallen daher nicht mehr nur als Ergebnis von Abstraktionen heraus, sondern sind als Gewordene gesetzt. Oder anders ausgedrückt: die unmittelbare Erscheinung der sinnlichen Gewissheit musste wegen ihren sich ergebenden Widersprüchen notwendig in die Bewusstseinsform der Wahrnehmung übergehen, die nun als ihren (wiederum unmittelbaren) Ausgangspunkt die bewusste Trennung zwischen Ich und Gegenstand und zwischen Allgemeinem und Einzelnem setzt.  

Wir verfolgen nun die Erfahrung dieser neuen Bewusstseinform im weiteren Umgang mit ihrem Gegenstand, den sie - als sinnliches Bewusstsein - für das Wahre (Wesen) nimmt. Die Erfahrung wird neue Widersprüche aufdecken, die wiederum erst in einer nächsten Bewusstseinsform gelöst werden können. Darin wird auch das reine Bewusstsein der Wahrnehmung untergehen, in den Ergebnissen seiner Erfahrung jedoch als Moment erhalten bleiben.  

Zuerst wird der Gegenstand als rein Einer für das Wahre (Wesen) genommen. Das wahrnehmende Bewusstsein nimmt jedoch auch die Eigenschaft des Gegenstandes wahr, die ein Allgemeines ist. Damit ist er nicht mehr rein Einer. Das Bewusstsein hatte eine falsche Auffassung des Gegenstandes. Da jedoch der Gegenstand das Wahre für es ist, fällt die Unwahrheit ins Bewusstsein und es muss seine Auffassung dahingehend ändern, dass das gegenständliche Wesen die Allgemeinheit der Eigenschaft ist, d.h. eine Gemeinschaft von Eigenschaft, kein rein Einer.  

Jedoch fasst das Bewusstsein die Eigenschaft nicht nur als Kontinuität eines Nebeneinanders, als Gemeinschaft überhaupt, sondern auch als bestimmte auf. Als bestimmte ist sie Anderes ausschiessend und Anderem entgegengesetzt. Wiederum hat das Bewusstsein das gegenständliche Wesen falsch aufgefasst und es ist wegen der Bestimmtheit der Eigenschaft gezwungen, es als ausschliessendes Eins zu setzen, nicht als Gemeinschaft. An diesem Eins sind jedoch viele Eigenschaften, die gleichgültig gegeneinander sind. Der Gegenstand darf deshalb nicht nur als ausschliessend betrachtet werden, sondern muss als allgemeines gemeinschaftliches Medium genommen werden, "worin viele Eigenschaften als sinnliche Allgemeinheiten, jede für sich ist und als bestimmte die andern ausschliesst" (TWA 3/98). So aber nimmt das Bewusstsein "nicht ein allgemeines Medium wahr, sondern nur die einzelne Eigenschaft für sich, die aber so weder Eigenschaft noch ein bestimmtes Sein ist; denn sie ist nun weder an einem Eins noch in Beziehung auf andere" (TWA 3/98).  

Die Eigenschaft ist damit aber nur sinnliches Sein für das Bewusstsein. Sie ist weder bezogen auf ein Eins, noch im Unterschied zu andern Eigenschaften. Die Negativität, die erst das Wahrnehmen ermöglichte, ist wieder verloren gegangen. Das Bewusstsein der Wahrnehmung fällt ins Meinen der sinnlichen Gewissheit zurück, aus dem es hervorgegangen ist. Damit aber offenbart sich das Bewusstsein der Wahrnehmung als Kreislauf, der immer wieder in sich zurückkehrt und kein gegenständliches Wesen bestimmen kann.  

Die Wahrnehmung kann allerdings anders als die sinnliche Gewissheit aus diesem Kreislauf ausbrechen durch die Reflexion in sich selbst, die die Unterschiede oder Eigenschaft (Allgemeines) des Gegenstandes auf sich nimmt und dadurch erst befähigt wird das Einssein des Gegenstandes davon abzutrennen und der Reflexion als das Wahre gegenüberzustellen. Das Bewusstsein ist nun das allgemeine Medium, in welchem die Momente des Gegenstands abgesondert sind und als seine Reflexion betrachtet werden, wodurch es gleichzeitig die Gewissheit der Sichselbstgleichheit des Gegenstandes, seines Eins-Sein, bekommt.  

Jedoch kann das Bewusstsein nicht dabei stehen bleiben. Es merkt, dass der Gegenstand nicht nur Sichselbstgleichheit ist, sondern auch bestimmt und dadurch von andern verschieden. Die Bestimmtheit liegt jedoch in der Eigenschaft, so dass diese nicht einfach als Allgemeine ins Medium des Bewusstseins ausserhalb des Gegenstands (der nur ein Eins sein soll) gesetzt werden darf. Die Momente des Gegenstandes gehören deshalb auch zum Gegenstand und können nicht einfach als Allgemeine genommen werden. (Universal – Trope – Problem von D.C. Williams, einem Kollegen von Quine).  

Damit aber ist der Gegenstand selber an und für sich bestimmt, d.h. sowohl den Unterschied ausschliessende Einheit als auch Träger der Eigenschaft, die seine eigene Eigenschaft ist, seine eigene Bestimmtheit. Der Gegenstand wird nun für das Bewusstsein ein wahrhaftes Auch vieler Eigenschaften. Dabei wird dem Bewusstsein aber die ausschliessende Einheit des Gegenstandes bewusst, dessen Ineinssetzen es nun auf sich nehmen muss. Der Gegenstand wird hingegen in Umkehrung zur früheren Auffassung zum Auch des „Bestehens der vielen verschiedenen und unabhängigen Eigenschaften“ (TWA 3/100-101), er wird zur umschliessenden Oberfläche, zur Sammlung „freier Materien“ (Eigenschaften).  

Das Ergebnis der Erfahrung aus der Wahrnehmung des Gegenstandes, die sich als eigene innere Bewegung des Bewusstseins vom Auch der vielen Eigenschaften zum ausschliessenden Eins erweist, ist die Einsicht, dass diese Bewegung auch im Gegenstand selber vorhanden ist und die beiden Seiten der Bewegung nicht einseitig dem Gegenstand bzw. dem Bewusstsein zukommen. Allerdings stehen die beiden Seiten des Gegenstandes in einem Widerspruch, so dass sie entweder zwei verschiedenen Gegenständen zugeordnet werden müssen oder aber, die eine Seite – das Einssein - wird als die wesentliche, die andere - die Mannigfaltigkeit - als die unwesentliche, wenn doch auch notwendige des Gegenstandes behauptet (Essentialismus). Schon nur die Bestimmung von ‚unwesentlich’ als ‚notwendig’ zeigt jedoch, dass durch diese Ausflucht der Widerspruch nicht überwunden werden kann.  

Nun können aber Einssein und Mannigfaltigkeit auf diese Weise gar nicht getrennt werden. Denn wenn der Gegenstand Einssein ist, dann ist er bestimmt und damit im Beziehung zum Anderem, was „die Negation seiner Selbständigkeit“ bedeutet: „das Ding geht durch seine wesentliche Eigenschaft zugrunde“ (TWA 3/103), d.h. der Gegenstand ist nur Eins, insofern er in Beziehung zu einem Andern ist, sein Wesen in einem Anderen hat.  

Übergang ins Bewusstsein des Verstandes

Das Bewusstsein hat die Erfahrung gemacht, dass der Gegenstand als Einheit mit dem Gegensatz von Fürsichsein und Sein für ein Anderes behaftet ist. Diesen Widerspruch, den das Einssein des Gegenstandes in sich enthalten soll, kann das Bewusstsein der Wahrnehmung als sinnliches von seiner Voraussetzung und Anlage her nicht befriedigend auflösen und es geht daher über in das Reich des Verstandes, der das gewordene Resultat der Einheit von Einssein und Gegensatz als „unbedingt absolute Allgemeinheit“ setzt. Damit ergibt sich eine neue Perspektive zum Gegenstand.  

Das Bewusstsein hat bis jetzt den Weg von der sinnlichen Einzelheit (unmittelbare Gewissheit) über die sinnliche Allgemeinheit (Wahrnehmung) zur unbedingten absoluten Allgemeinheit (Verstand) zurückgelegt. Die letztere ist zugleich die Aufhebung des sinnlichen Moments des Bewusstseins. Seine innere Reflexion in der sinnlichen Wahrnehmung der Stoffe und Inhalte geht über in die Trennung von Gesetz (unbedingte absolute Allgemeinheit) und äussere Erscheinung, die nur Schein ist und hinter der die ewigen an sich seienden Gesetze (Zahlen, Wesenheiten) walten. Diese können aber nur von den einfachen Wesenheiten (Kategorien, Abstraktionen) des Verstandes, nicht von den Sinnen erkannt werden. Das Wesen des Bewusstseins ist nicht mehr die sinnliche Wahrnehmung und die darin waltende und hin und her gehende Reflexion, sondern seine eigene Formgebung, sei es in Formen der Zahl, des Verhältnisses oder der Modalitäten des Seins (Erscheinung, Notwendigkeit, Zufälligkeit etc.).

Exkurs zur Methode
Im Kapitel zum Bewusstsein der Wahrnehmung zeigt sich schon der langsame Aufbau des Begriffs. Das sinnliche Bewusstsein weiss noch gar nicht, dass es in seiner Gegenständlichkeit Begriff ist, dies weiss nur der Hegel. Aber indem Hegel das Bewusstsein machen lässt und es dabei verfolgt, entsteht der Begriff, der am Anfang nur an sich vorhanden ist, d.h. ohne dass das Bewusstsein von ihm weiss. Dies heisst aber auch, dass das sinnliche Bewusstsein - wie alle weiteren Formen des natürlichen Bewusstseins auch - für den Aufbau des Begriffs Bedeutung hat und unerlässlich ist. Ohne es könnte der Begriff sich nicht entwickeln. Er ist somit nur im Kopfe des Philosophen ein Ansich, in der tatsächlichen Welt des Bewusstseins muss er erst aufgebaut werden. Nur so kann sein Fürsichsein entstehen, kann der Gegenstand auch erkannt werden und bleibt nicht ein jenseitiges Ansichsein, dessen Erscheinung lediglich der Anschauung in räumlich-zeitlicher Einheit gegeben ist, die dann anschliessend durch die vorgegebenen subjektiven Kategorien begrifflich erfasst werden soll: die Begriffslosigkeit der Erscheinung und davon getrennt die Abstraktion des Begriffs, wie wir sie von Kants transzendentalen Deduktionen her kennen. Bei Hegel baut sich der Begriff zu seinem Fürsichsein  a posteriori auf, auch wenn er implizit oder an sich immer schon a priori gegeben sein muss. Oder anders ausgedrückt: Der Begriff als Einheit des Identischen und Nicht-Identischen ist die Voraussetzung für die Aufnahme und Einordnung der Sinneswelt, auch wenn das Bewusstsein diese Voraussetzung noch nicht erkennt und vom Gegenteil ausgeht. Auf dem Weg der Erfahrung wird es zu dieser Einsicht kommen. Fortsetzung